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Wenn alte Kumpels zusammen kicken

Die zweite Mannschaft der SG Unter-Abtsteinach mischt die Kreisliga D auf. Dabei wurde sie nach fünf Jahren Abstinenz in dieser Saison erstmals wieder gemeldet.

Eigentlich wollten sie sich nur zusammentun, um im hohen Fußballeralter noch einmal eine Saison gemeinsam zu kicken. Gerrit Wetzel, Nicolas Helfrich und Nicola Grna hatten in vergangenen Zeiten gemeinsam ihre Knochen hingehalten. Dann hat sich das Trio wiedergefunden und gemeinsam mit alten Weggefährten die zweite Mannschaft der SG Unter-Abtsteinach wieder ins Leben gerufen. „Damit Kumpels dort einfach mal wieder zusammen Fußball spielen können“, wie Wetzel sagt. Und die Kumpels mischen die Kreisliga D gehörig auf. Mit acht Siegen aus neun Spielen, in denen die SGU durchschnittlich über viermal ins gegnerische Tor traf, steht die Zweite souverän an der Tabellenspitze.

Geplant war das nicht. Die neu zusammengestellte Elf sollte sich finden, eine solide Runde in der niedrigsten Klasse spielen. Das Miteinander sollte im Vordergrund stehen, die Zweitvertretung „einen Fußball für die eigenen Mitglieder bieten“ mit Spielern aus Ort und Umgebung. „Den Aufstieg würden wir trotzdem gerne mitnehmen“, sagt Wetzel angesichts des furiosen Starts – und in Anbetracht seiner 37 Jahre: „Es wäre der vielleicht letzte Aufstieg unserer Karriere.“

Innenverteidiger Wetzel, der seine Jugend bei der SGU verbracht und zuletzt bis 2022 mit Trösel in der A-Liga gespielt hatte, hat die Mannschaft als Teammanager aus der Taufe gehoben. Ehemalige Weggefährten wurden reaktiviert. Gemeinsam mit Helfrich und Grna auf der Sechs sowie Vladimir Georgiev im offensiven Zentrum bilden die Alteingesessen die Achse. Eine Handvoll Junger wurde integriert – die Wetzel noch aus seiner Zeit als Trainer beim JFV Wald-Michelbach/Abtsteinach kannte. Einer von ihnen ist ihr neuer Torjäger: Der 19-jährige Luis Bradt hat nach neun Spielen genauso viele Treffer auf dem Konto.

Die zweite Mannschaft der SGU wurde 2020 abgemeldet, als der Verein während der Corona- Pandemie einen Cut machte und auch die Erste aus der Verbandsliga zurückzog. „Vielleicht kommen wir ja gemeinsam durch die Krise gestärkt heraus“, hatte der zweite Vorsitzende und Hauptsponsor Jürgen Wetzel damals gesagt. Sohn Gerrit hat die Mutmaßung seines Vaters in die Tat umgesetzt.

Urgestein Georgiev: „Ein Märchen“

Angeführt wird das Team von Spielertrainer Vladimir Georgiev. Dass der Bulgare bei der Zweitvertretung seine ersten Schritte im Trainergeschäft machen darf, ist die Krönung der Liebesbeziehung mit seinem Verein. „Es ist wie ein Märchen“, sagt er sichtlich gerührt. Seit Georgiev 2008 aus seiner Heimat in den Odenwald kam, gehört der heute 38-Jährige der SG Unter- Abtsteinach an. Die SGU hat ihn von Tag eins unterstützt – vom ersten Kühlschrank bis zur Vermittlung von Sprachkursen. Georgiev, als Jugendlicher einst als Profi in Bulgariens 2. Liga aktiv, spielte noch in der Verbandsliga für die Rot-Schwarzen. Als die Anfrage kam, ob er, der gerade erste Erfahrungen im Jugendbereich als Trainer gesammelt hatte, die Zweite coachen wolle, „war ich sehr stolz“, sagt Georgiev. „Ich habe sofort zugesagt.“

Sein Team macht dem 38-Jährigen sein erstes Jahr als Trainer einfach. Disziplin, Beteiligung, Ehrgeiz: Georgiev kommt aus dem Schwärmen über seinen 22-Mann-Kader gar nicht heraus. Ursprünglich hatten sie nur einmal die Woche trainieren wollen, doch der Eifer der Truppe war schnell geweckt: Sie wollte zweimal wöchentlich auf den Platz, sich verbessern, zusammenwachsen. Welche Moral dahintersteckt, hat die SGU II in Heppenheim und Hambach bewiesen: Beide Male waren noch keine zehn Minuten auf der Uhr, da lagen die Gäste mit 0:2 und 0:3 zurück. Beide Male haben sie die Partie noch gedreht. „Stolz und Leidenschaft“ steckten in seinem Team, lobt Georgiev.

Jugend soll bald übernehmen

Das sah im Juli noch anders aus: Da hatte die SGU all ihre sechs Testspiele meist klar verloren. Allerdings gegen überwiegend höherklassige Gegner. „Wir hatten ja noch nie miteinander gespielt“, gibt Defensivmann Wetzel zu bedenken. Dass die Mannschaft sich pünktlich zum Rundenstart gefunden hat, habe ihn selbst überrascht. „Wir wussten zwar um unsere Qualitäten, aber dass es so schnell geht.“ Viele Spieler standen seit Jahren nicht mehr regelmäßig auf dem Platz – Abstimmung oder Rhythmus Fehlanzeige.

Jetzt liefern die Leistungsträger Woche für Woche ab. Zuletzt hat der besten Offensive der D-Liga (41 Tore) nur ein Treffer zum Sieg gereicht. Das Spitzenspiel gegen Verfolger Rimbach II gewann die Zweite der SGU mit 1:0 (0:0). Es war ein Duell auf Augenhöhe mit der ligaweit besten Defensivreihe (8 Gegentore). „Ein starker Gegner, sie haben es uns sehr schwer gemacht“, hat Wetzel nur Lob für den Tabellenzweiten übrig. Aber die Oldies der SG können sich auf den Nachwuchs verlassen. Für das goldene Tor im Gipfeltreffen sorgte, natürlich: der 19-jährige Torjäger Luis Bradt.

Gemeinsam mit den weiteren ehemaligen Wetzel-Schützlingen soll die neue Generation bald in die Fußstapfen der Enddreißiger treten. „Wir wollen sie langsam heranführen, damit sie es irgendwann übernehmen und uns ersetzen“, plant Wetzel. Steigt die Freundesgruppe aus Unter-Abtsteinach aber gleich in der ersten Saison auf, werden die Kumpels die Schuhe sicher nicht so schnell an den Nagel hängen.

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